Demenzprojekt

Demenzprojekt der GNEF
Gesundheitsnetz Frankfurt am Main eG

  • 2014 - 2015 Förderung durch das Land Hessen
  • 2015 Gesundheitsnetzwerkerpreis
  • 2016 - 2019 Förderung durch die Stiftung zum Heiligen Geist in Frankfurt
  • 2019 Förderung durch die Kassenärztliche Vereinigung Hessen
  • 2020 Förderung durch einen privaten Förderer

Versorgungsstrukturen Demenzkranker Patienten –
ein intersektorales Versorgungskonzept in Frankfurt am Main


Intention des Projektes:

In 2013 hat die Hessische Landesregierung ein Förderprogramm zum Aus- und Aufbau von regionalen Gesundheitsnetzen mit einer Fördersumme von einer Million Euro ausgeschrieben. Förderfähige Maßnahmen waren konzeptionelles Arbeiten auf regionaler Ebene und / oder die Entwicklung von neuen innovativen Versorgungsformen, die die Zusammenarbeit von Ärzten mit anderen Leistungserbringern in der Region fördern, den Strukturwandel im Gesundheitssystem bewältigen und auf andere Regionen übertragbar sind.

Idee des Projektes:

Durch den Aufbau einer Versorgungskette mit strukturierter, intersektoraler Zusammenarbeit und damit optimiertem Einsatz der vorhandenen Ressourcen lässt sich eine Versorgungsverbesserung demenzkranker Patienten und deren pflegenden Angehörigen erreichen. Das Projekt soll ein Wegweiser sein, wie die gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Herausforderung des demographischen Wandels mit einer im Alter zunehmenden chronisch progredienten [Anmerkung: fortschreitende] Erkrankung wie der Demenz beispielhaft angenommen und umgesetzt werden kann.

Gesundheitsökonomische Betrachtungen:

In Deutschland leben zurzeit mindestens 1,5 Millionen Demenzkranke. Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor. Bis 2050 wird die Zahl der über 65-Jährigen von jetzt 13,4 Millionen auf 21 Millionen ansteigen. Es ist also bis 2050 mit zwei bis 2,5 Millionen Demenzkranker zu rechnen. Frauen haben gegenüber Männern ein fast 50 Prozent höheres Risiko an Demenz zu erkranken.

Das Krankheitsbild Demenz mit verhaltensbezogenen und kognitiven Auffälligkeiten wird in der täglichen Praxis erst im späten Stadium erkannt. Die Mitarbeiter der Hausarztpraxen sind häufig zu wenig geschult. Auf Seiten der Patienten und / oder der Angehörigen besteht häufig immer noch eine Hemmung, die Ärzte anzusprechen. Häufig fehlt dann im Praxisalltag die Zeit für aufklärende Gespräche mit Patient und Angehörigen.

Als chronisch progrediente Erkrankung verursacht die Demenz hohe Kosten vor allem für die stationäre Pflege.

Erschwerend kommt die Situation der zunehmenden Migration hinzu, beispielsweise beim Zugang zum Gesundheitswesen oder zu den pflegenden Diensten.

In der Stadt Frankfurt existiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Unterstützungsangeboten von vielen sozialen, gemeinnützigen und auch kommunalen Anbietern und Institutionen. Dennoch finden Angebot und Nutzer oft nicht zueinander. Nach der Diagnosestellung bleiben Patient und Angehöriger häufig allein mit dem Alltag zurück, sofern noch kein Pflegedienst von außen etabliert werden muss. Viele Angebote gibt es in der Modellregion nicht. 

Ziele des Projektes:

Besonders wichtig ist die frühzeitige Erkennung des Krankheitsbildes und die Diagnosesicherung. Hier wurden im Rahmen des Projektes die am Projekt beteiligten Ärztinnen und Ärzte sowie ihre Mitarbeiter entlang eines Versorgungspfades unter Einbeziehung der S3-Leitlinie Demenzen 2009/14 geschult und damit vor allem auch für das Krankheitsbild sensibilisiert.

Weitere Ziele sind:

  • Die Beachtung von Polymedikation mittels eines Medikamenten-Managements.
  • Die nichtmedikamentösen Behandlungsformen sollen implementiert und ausgebaut werden.
  • Die Patienten sollen so lange wie möglich im heimischen Umfeld verbleiben und die Pflegeheimeinweisung verzögert werden.
  • Krisensituationen sollen vermieden werden und damit unnötige Klinikeinweisungen.
  • Erhalt und Förderung der Gesundheit der pflegenden Angehörigen ist ein weiteres zentrales Ziel im Projekt.
  • Die Lebensqualität für Patienten und Angehörige soll erhalten bleiben.
  • Mittels öffentlicher Aufklärung zu möglicher Prävention, Diagnostik und Therapie des Krankheitsbildes soll weiter zur Enttabuisierung in der Gesellschaft beigetragen werden.

Evaluation:

Die Evaluation des Projektes fand unter Patienten, Angehörigen und Betreuern sowie behandelnden Ärzten statt. Dabei stellte sich heraus, dass hinsichtlich:

  • Der Stabilität und Sicherheit, Verbesserungen im Alltag, der besseren Versorgung, sowie des besseren Verständnisses (Evaluation der Patienten)
  • Der Erleichterung im Alltag, des Verständnisses von Demenz, einer verbesserten Verfassung sowie der Sicherheit in der Betreuung (Evaluation Angehörige und Betreuer) sowie
  • Bei der Identifikation einer kognitiven Störung, der Optimierung der Diagnose, einer ganzheitlichen Behandlung, der Vermeidung einer stationären Einweisung bzw. einer besseren Vernetzung und Entlastung (Evaluation der Ärzte)

eine deutliche Verbesserung erzielt werden konnte.

Insgesamt ergeben sich aus der praktischen Erfahrung im Rahmen der Projektdurchführung und aus den Ergebnissen der Evaluation zahlreiche Hinweise für positive Wirkungen des Interventionsansatzes und damit für den Erfolg des Projektes. Damit hat sich der gewählte Interventionsansatz im Rahmen der etablierten Routineversorgung als durchführbar und praktikabel erwiesen.

Wissenschaftlich unterstützt wurde das Projekt von Prof. Dr. med. J.  Pantel, Leiter des Arbeitsbereiches Altersmedizin mit Schwerpunkt Psychogeriatrie und klinische Gerontologie, Institut für Allgemeinmedizin, Goethe Universität Frankfurt, Theodor- Stern- Kai 7, 60590 Frankfurt am Main.

Die statistische Datenauswertung wurde durchgeführt von Dipl.-Psych. Arthur Schall M.A., Arbeitsbereich Altersmedizin mit Schwerpunkt Psychogeriatrie und klinische Gerontologie, Institut für Allgemeinmedizin, Goethe Universität Frankfurt, Theodor- Stern- Kai 7, 60590 Frankfurt am Main.